Sportdeutschland-News
Event-Inklusionsmanager*in im Sport: Sebastian Junk
Sportlich sei er „schon ein bisschen herumgekommen“, sagt Sebastian Junk. Ein Blick auf die Vita des Judoka enttarnt seine Erzählung als bescheidene Untertreibung. Der 41-Jährige ist fünffacher Paralympics-Starter. Den größten Erfolg feierte er 2004 bei den Spielen in Athen mit der Bronzemedaille.
Auch heute noch, bald ein Jahrzehnt nach seiner aktiven Karriere, hat ihn der Judosport nicht losgelassen. Ehrenamtlich engagiert er sich seit 2021 auch im Deutschen Judo-Bund (DJB). Als Referent für Para Judo ist er dort für die blinden und sehbehinderten Athlet*innen verantwortlich. Inzwischen hat er auch im Hauptamt den Weg in die Judowelt eingeschlagen. Möglich macht das die Stelle als Event-Inklusionsmanager (EVI) im DJB.
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Warum Laufen in Deutschland ein boomender Sport ist
Teilnahmerekorde hier, ausverkaufte Startplätze dort - wer sich zum Beginn der Frühjahrssaison mit Laufveranstaltungen in Deutschland befasst, der kann nur unterstreichen, was seit einigen Jahren zu beobachten ist: Laufen boomt! Um eine umfassende Bewertung zu diesem Phänomen zu erhalten, ergibt es Sinn, Philipp Pflieger zu befragen. Nicht nur, dass der 37-Jährige bis zu seinem Karriereende vor zwei Jahren zu den besten deutschen Marathonläufern zählte. Der gebürtige Sindelfinger, der mit seiner Ehefrau Barbara und Töchterchen Mila (2) in Regensburg lebt, hat sich dank seines Podcasts „Bestzeit“, den er gemeinsam mit ARD-Reporter Ralf Scholt seit einigen Jahren hostet, zu einem angesagten Experten entwickelt. Sein nächster Einsatz: Am 27. April moderiert er in Hamburg den Livestream für den Veranstalter des Haspa-Marathons. „Mir macht das wahnsinnig viel Spaß, weil ich damit meine Leidenschaft für den Sport und für das Moderieren verbinden kann“, sagt er.
Diese Leidenschaft versprüht Philipp Pflieger von der ersten Sekunde des Gesprächs an; vor allem aber, als es um die Frage geht, woher die explosionsartige Entwicklung des deutschen Rekords über die 42,195 Kilometer rührt, die in den vergangenen Jahren zu beobachten war. Zur Erinnerung: Als der Hamburger Arne Gabius im Oktober 2015 in Frankfurt seine 2:08:33 Stunden in den Asphalt brannte, unterbot er damit eine Bestzeit um 14 Sekunden, die Jörg Peter 27 Jahre zuvor aufgestellt hatte. Danach dauerte es weitere acht Jahre, ehe Amanal Petros im September 2023 in Berlin mit seiner 2:04:58 in neue Sphären vorstieß. Seitdem allerdings ging es Schlag auf Schlag. Sechs deutsche Läufer liefen im Zeitraum von Dezember 2023 bis Dezember 2024 schnellere Zeiten als Gabius. Die Rekordhatz gipfelte am 1. Dezember 2024 in Valencia in Samuel Fitwis 2:04:56, die bis dato als deutscher Rekord Bestand hat. Und auch wenn Irina Mikitenkos im September 2008 in Berlin gelaufene 2:19:19 noch immer die Spitzenposition einnimmt, kommen auch sechs der Top-Ten-Zeiten bei den Frauen aus den Jahren 2023/24.
Wie aber war diese Ballung an Spitzenleistungen möglich? Pflieger, der 2016 mit Rang 55 bester deutscher Teilnehmer am olympischen Marathon in Rio de Janeiro war und dessen Bestzeit (2:12:15) aus dem Jahr 2020 stammt, hat dafür einen bunten Strauß an Erklärungen. Die wichtigste: „Die Entwicklung der Carbonschuhe war der Türöffner!“ Das Material ermögliche es den Spitzenläufer*innen, deutlich schneller und nachhaltiger zu regenerieren. „Früher war man nach einem marathonspezifischen 40-Kilometer-Trainingslauf drei Tage matsche. Heute ist zwar das Herz-Kreislauf-System belastet, aber die Muskeln erholen sich viel schneller, so dass eine ganz andere Trainingsfrequenz möglich ist. Und das spiegelt sich in den Leistungen wider“, sagt er. Zudem spiele nicht nur die optimierte Dämpfung eine wichtige Rolle, sondern auch der verbesserte Vortrieb beim Laufen selber.
Mehr Konkurrenz sorgt für deutliche Leistungssteigerung
Nicht außer Acht zu lassen sei aber auch die deutlich gewachsene Konkurrenzsituation, an der Philipp Pflieger vor allem Arne Gabius, aber auch sich und anderen Topläufern aus den Jahren 2005 bis 2015 einen Anteil zuschreibt. „Damals waren wir nur vier Leute, die um die drei Olympiaplätze gekämpft haben. Als Arne dann seine Bestzeit gelaufen ist und auch wir anderen Zeiten rund um 2:12 Stunden erreichten, haben viele jüngere Läufer gesehen: Die können das, dann können wir das auch! Die Aufmerksamkeit für Straßenläufe hat sich in jener Zeit deutlich erhöht“, sagt er. Kein Treiber sei dagegen die von einigen gern hervorgehobene Abstammung jener Läufer wie Fitwi, Petros (beide 29) oder Haftom Welday (35), die alle in Eritrea geboren wurden und nun für Deutschland an den Start gehen.
„Ich weiß, dass manchmal deren Herkunft als Grund für die neue deutsche Stärke angeführt wird“, sagt er. Nicht zu leugnen sei, dass vor allem in Ostafrika die Talentdichte hoch ist. „Das liegt vor allem daran, dass Laufen dort für viele die einzige Möglichkeit ist, sich ein gutes Auskommen zu erarbeiten, daher haben viele Läufer aus dieser Region deutlich mehr Biss und Willen. Außerdem haben sie eine ganz andere Beziehung zu Bewegung. Dort gibt es keine Elterntaxis, die die Kinder zur Schule bringen, und auch keine Fahrräder, so dass es völlig normal ist, viele Kilometer zur Schule zu laufen“, sagt Philipp Pflieger, der die Region aus diversen Trainingslagern im kenianischen Hochland sehr gut kennt. Im Falle der deutschen Läufer*innen afrikanischer Abstammung seien diese Faktoren aber nicht entscheidend. „Die meisten haben erst in Deutschland begonnen, professionell Laufsport zu betreiben. Sie sind deshalb ‚Made in Germany‘ und alle sehr stolz darauf, für Deutschland starten zu können, und ich freue mich darüber sehr. Aber Leute wie Richard Ringer, Hendrik Pfeiffer oder Sebastian Hendel können mithalten und profitieren vom Konkurrenzkampf.“