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Sportdeutschland-News

Ehre, wem Ehre gebührt

Als Mann des Wortes, der die freie Rede schätzt und beherrscht, ist Peter Beuth bekannt. Wertschätzende Sätze über sich selbst zu hören, das ist Politiker*innen indes nicht allzu häufig vergönnt. Kein Wunder also, dass der frühere Minister für Inneres und Sport in Hessen die Laudatio sichtlich genoss, die auf der Mitgliederversammlung des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) am 7. Dezember in Saarbrücken zu seinen Ehren gehalten wurde. Besonders der Teil, in dem Laudatorin Juliane Kuhlmann, Präsidentin des Landessportbundes Hessen, auf die Großzügigkeit des 57-Jährigen einging, amüsierte den CDU-Politiker ebenso wie die rund 500 Zuhörenden. 

2015 hatte Juliane Kuhlmann damals um einen kleinen Mittelaufwuchs für das Pilotprojekt „Sport und Flüchtlinge“ gebeten, um ein paar mehr Sportkreise einbinden zu können. „Nach kurzem Innehalten fragtest du uns dann fast angriffslustig: ‚Wenn wir das Projekt auf ganz Hessen ausweiten würden, wie könnte das aussehen, und wieviel Geld braucht ihr dafür?‘ Darf’s ein bisschen mehr sein? Das kannte ich bisher nur von der Bedientheke beim Metzger und keinesfalls aus Finanzverhandlungen vonseiten eines Ministers“, beschrieb Kuhlmann ihre damalige Wahrnehmung. 

Empathische und zupackende Handlungsschnelle wie in geschildertem Beispiel hat maßgeblich dazu beigetragen, dass Peter Beuth seinen Stellenwert als leidenschaftlicher Botschafter des Sports zementieren konnte. Für seine Verdienste im und um den Sport erhielt er deshalb die Ehrenmedaille des DOSB, die zweithöchste Auszeichnung nach der Ehrenmitgliedschaft, die in diesem Jahr Gudrun Doll-Tepper zugesprochen bekam (Informationen dazu gibt es hier). 

Außerordentliches Engagement und Leidenschaft für den Sport werden im DOSB traditionell mit der Verleihung der Ehrennadel gewürdigt. In diesem Jahr durften sich in Saarbrücken fünf Personen über diese Auszeichnung freuen. Die 103-malige Basketball-Nationalspielerin Andrea Gotzmann (67) wurde für ihre zwölfjährige Tätigkeit im Vorstand der Nationalen Antidoping Agentur (NADA) geehrt. Fecht-Olympiasiegerin Britta Heidemann (41) bekam die Goldene Nadel für ihr Engagement in der Athletenkommission des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) und im DOSB-Präsidium. 

Stefan Klawiter (72), erhielt die Auszeichnung für zwei Amtszeiten als Präsident der Deutschen Taekwondo Union sowie seine zahlreichen internationalen Ehrenämter in seinem Sport. Uwe Lübking (68) hat sich als Beigeordneter des Deutschen Städte und Gemeindebundes große Verdienste um die Kommune als Raum für Bewegung, Prävention und Gesundheit erworben und stets engagiert auf den Investitionsrückstau bei der kommunalen Infrastruktur insbesondere in den Bereichen Sportstätten, Bäder, Schulen und Gesundheit hingewiesen. Andreas Trautvetter (69) hat den Bob- und Schlittenverband seit seiner Amtsübernahme 2004 als Präsident zum erfolgreichsten deutschen Wintersportverband ausgebaut, seit 2010 ist er zudem Mitglied des Weltverbands. Dafür erhielt er die Ehrennadel. 

Allen Ausgezeichneten auch auf diesem Wege noch einmal herzliche Glückwünsche und einen großen Dank für die geleistete Arbeit! 

(Quelle: DOSB)

„Ein Kulturwandel braucht Zeit“

DOSB-Presse: Michaela, als die Abstimmung auf der Mitgliederversammlung gelaufen war, hast du gesagt, dass nun endlich das Adrenalin nicht mehr ins Blut schieße. Warum war die Abstimmung so spannend? 

Michaela Röhrbein: Eine der Herausforderungen war, die Diskussion konstruktiv und zielführend zu gestalten, ohne sich in juristischen Detailfragen zu verlieren. Gerade bei den komplexen rechtlichen Aspekten des Codes war es unser Anspruch, den Austausch wertschätzend zu moderieren und den Fokus auf das gemeinsame Ziel zu richten. In der begrenzten formalen Struktur einer Mitgliederversammlung wäre eine Klärung juristischer Details kaum möglich gewesen. Hätten wir die Abstimmung deshalb auf 2025 verschoben, wäre es schwer gewesen, das Momentum und die Dynamik, die wir diesmal hatten, erneut aufzubauen. Es war eine enorme Kraftanstrengung, alle Stakeholder hinter diesem Vorhaben zu vereinen. Umso bedeutender ist das starke Signal der Geschlossenheit, das jetzt von uns ausgeht - und darüber freue ich mich sehr. 

Es gab im Vorhinein von manchen Seiten Kritik an der Komplexität des SCC und auch daran, dass die Erläuterungen zum Inhalt des Codes deutlich länger ausfallen als der Code selbst. Warum ist eine solch umfangreiche Erläuterung notwendig? 

Die Erläuterungen sind aus zwei zentralen Gründen entscheidend: Erstens ermöglichen sie es auch juristischen Laien, den Normtext besser zu verstehen und die zugrunde liegenden Sachverhalte fundierter zu bewerten. Zweitens fördern sie eine einheitliche Auslegung des Normtexts, was für uns von enormer Bedeutung ist. Unser Ziel ist es, dass vergleichbare Fälle in unterschiedlichen Sportorganisationen - soweit möglich - gleich behandelt und bewertet werden. Indem die Erläuterungen integraler Bestandteil des Codes sind, reduzieren wir Streitigkeiten über die Auslegung einzelner Begriffe und Bestimmungen erheblich. Gleichzeitig werden sich die Erläuterungen, genau wie der Normtext, sicherlich weiterentwickeln. Mit zunehmender Erfahrung aus der Praxis werden wir erkennen können, ob der Code an manchen Stellen anders strukturiert, ergänzt oder präziser formuliert werden sollte. Dafür brauchen wir Zeit und praktische Rückmeldungen. Dieser erste Schritt war entscheidend, um jetzt in die Umsetzung zu kommen. 

Der Code ist von vielen Seiten als Meilenstein für den DOSB eingeordnet worden. Warum ist er ein solcher? 

Wir haben jetzt ein Werk, das einen Standard schafft, der es ermöglicht, rechtssicher gegen interpersonale Gewalt vorzugehen und Sanktionen durchzusetzen. Gleichzeitig bietet der Code Verfahrenssicherheit. Bisher zeigte sich in der Praxis immer wieder, dass Untersuchungen eingestellt oder Sanktionen aufgehoben wurden, weil Verfahrensfehler auftraten. So fehlt es aktuell in vielen Organisationen an einer Rechtsgrundlage für Sanktionen, die der Code bietet. Genau dem können wir nun gezielt entgegenwirken - ein enormer Fortschritt und ein unschätzbarer Mehrwert. Wir sind die erste zivilgesellschaftliche Organisation in Deutschland, die diesen Schritt gegangen ist. Es gibt keinen vergleichbaren Standard. 

Der Code gilt derzeit nur für den DOSB. Alle DOSB-Mitgliedsorganisationen sollen ihren Mitgliederversammlungen den jeweils auf die Organisation angepassten Mustercode zur Abstimmung stellen. Warum haben diese dazu bis Ende 2028 Zeit? Drängt das Thema nicht? 

Ein formaler Grund für diese Zeitspanne ist, dass einige unserer Mitgliedsorganisationen nur alle vier Jahre eine Mitgliederversammlung abhalten. Für sie ergibt sich erst 2028 die Möglichkeit, den Code überhaupt zur Abstimmung zu bringen. Der eigentliche Grund jedoch liegt in unserem Anspruch, dass der Safe Sport Code nicht nur verabschiedet, sondern auch verstanden und von allen mitgetragen wird. Das erfordert ausreichend Zeit, um die Inhalte innerhalb der jeweiligen Sportorganisationen umfassend zu diskutieren und zu verankern. Zudem müssen Strukturen aufgebaut und Personen geschult werden, um den Code effektiv umzusetzen. Genau dafür schaffen wir mit dieser Frist den notwendigen Raum.  

Konkret gesagt: Was verändert sich im organisierten Sport durch die Einführung des SSC? 

Wir haben einen zentralen Konsens erreicht: Es ist im Kern klar definiert, welches Verhalten erwünscht ist und welches nicht - und ebenso klar, welche Konsequenzen unerwünschtes Verhalten respektive ein gewalttätiger Tatbestand nach sich zieht. Allein die intensive Auseinandersetzung mit dem Thema stößt bereits einen Kulturwandel an. Der Code verändert die Sensibilität für interpersonale Gewalt und stärkt die Kultur des Hinsehens. Ein solcher Wandel geschieht jedoch nicht über Nacht. Er braucht Zeit und vor allem engagierte Menschen auf allen Ebenen des Sports, die ihn aktiv vorantreiben. Vereine und Verbände, die sich entscheiden, den Code zu implementieren, schaffen nicht nur eine sicherere Sportkultur, sondern setzen auch rechtssichere und transparente Verfahren um. Das ist ein Gewinn für alle Beteiligten. 

Welchen Vorteil haben Betroffene von interpersonaler Gewalt von der Einführung? 

Endlich können sich Betroffene auf klare Standards in den Verfahren verlassen. Es gibt eine strikte Trennung zwischen den Ansprechpersonen in den Organisationen, die Betroffene auch jetzt schon bei Fällen beraten, und den Untersuchungsteams, die die Fälle untersuchen. Betroffene haben außerdem die Möglichkeit, das Verfahren zumindest teilweise aktiv mitzugestalten: Sie können entscheiden, ob sie beispielsweise ein Ausgleichsgespräch wünschen oder ob sie bei Terminen von einer Vertrauensperson ihrer Wahl begleitet werden möchten. Zusätzlich haben sie ein fest verankertes Informationsrecht. Sie können jederzeit den Stand des Verfahrens erfragen und müssen darüber umfassend informiert werden. Das schafft Transparenz, Sicherheit und Vertrauen. 

Wo es Rechte gibt, gibt es meist auch Pflichten. Müssen Betroffene von interpersonaler Gewalt nun befürchten, sanktioniert zu werden, wenn sie Vorfälle nicht melden? Gibt es eine Meldepflicht? 

Nein, das ist ein ganz zentraler Punkt: Betroffene müssen niemals befürchten, dass ihnen Nachteile entstehen, wenn sie einen Vorfall nicht melden. Ihr Recht zu schweigen bleibt unangetastet - es gibt keine Meldepflicht für Betroffene! Anders ist es bei allen, die von solchen Vorfällen erfahren: Sie sind verpflichtet, die entsprechenden Meldestellen zu informieren, vorausgesetzt, die Betroffenen stimmen dem zu. Möglich ist auch, dass dieser Hinweis anonym erfolgen kann – etwa indem der oder die Hinweisgeber*in darum bittet, bei einem bestimmten Trainingskurs genauer hinzusehen, ohne dabei Namen zu nennen. So schaffen wir ein sensibles und sicheres Umfeld für alle Beteiligten. 

Wenn bei der Umsetzung der Inhalte des Codes in einem Verband, einem Verein Fragen auftauchen oder Probleme entstehen: Wo gibt es Hilfe? 

Wir werden Handlungsleitfäden und Mustertexte anbieten, und bei generellen Fragen ist Florian Pröckl, Referent im Geschäftsbereich Sportentwicklung und Experte für den SSC, der richtige Ansprechpartner. Wir im DOSB dürfen jedoch keine Rechtsberatung anbieten, so dass uns hier insoweit Grenzen gesetzt sind. Wir werden aber unser Bestmögliches unternehmen, um bei individuellen, primär rechtlichen Themen den Vereinen und Verbänden die richtigen Ansprechpartner*innen und Expert*innen vermitteln zu können. Insgesamt wird sich hier in nächster Zeit aber auch sehr viel entwickeln. So könnten künftig beispielsweise auch die Landessportbünde eine noch zentralere Rolle bei der Beratung einnehmen. Entsprechende Diskussionen wurden und werden geführt, und unsere Mitgliedsorganisationen können sich sicher sein, dass wir den Unterstützungsbedarf registriert haben. Und für Betroffene und Hinweisgeber*innen gilt ohnehin, dass die Ansprechpersonen in den Verbänden jederzeit angesprochen werden können. Hierdurch ändert sich auch durch den Code nichts. Hinzukommend gibt es mit „Anlauf gegen Gewalt“ von Athleten Deutschland e.V. und der „Unabhängige(n) Ansprechstelle Safe Sport e.V.“ seitens des Bundesinnenministeriums und der Länder zwei Anlaufstellen mit unabhängiger Beratung. 

Als unabhängige Instanz soll das Zentrum für Safe Sport (ZfSS) aufgebaut werden. Wie ist der Stand hinsichtlich dessen Einführung? 

Das Zentrum für Safe Sport (ZfSS) soll als unabhängige, zentrale Institution etabliert und in Form eines Vereins gegründet werden. Ein entsprechender Strukturentwurf liegt uns bereits vom BMI vor, ebenso wie eine Verfahrensordnung. Diese regelt, wie Untersuchungs- und Disziplinarverfahren im ZfSS ablaufen werden. Ganz generell setzen wir uns dafür ein, dass im ersten Schritt der Bereich Intervention und Aufarbeitung von Gewaltvorfällen aufgebaut wird. Das Herzstück des ZfSS - die Satzung - wird uns vom BMI bis Ende des Jahres vorgelegt, und wir werden sie anschließend gemeinsam mit den anderen Stakeholdern diskutieren. 

Die Einführung des Codes wurde von den Medien, aber auch vielen anderen Organisationen trotz Unsicherheiten durchaus positiv bewertet. Hat dich das überrascht? 

Es hat mich zumindest gefreut. Im Vorhinein wurden vor allem die kritischen Stimmen hervorgehoben, während die unterstützenden Stimmen oft weniger Beachtung fanden. Hier hätte ich mir eine ausgewogenere Berichterstattung gewünscht, die der Sache gerechter wird. Unser Anspruch war klar: Nach vielen Absichtserklärungen wollten wir endlich handeln und den konkreten Bedürfnissen der Verbände und Vereine, aber auch allen weiteren Stakeholdern gerecht werden. Dabei war es uns wichtig, die Diskussion über die Weiterentwicklung des Codes nicht zu unterbinden, sondern aktiv zu fördern. Es war ein Balanceakt - und ich bin froh, dass uns dieser gelungen ist. Gleichzeitig wissen wir genau: Die eigentliche Arbeit beginnt jetzt erst. 

Und wer untersucht, welche Wirkungen die Einführung des Codes hatte und welche Maßnahmen daraus abzuleiten sind? Wird es eine Evaluation geben? 

Ja, diese Überprüfung wird es geben - geplant ist sie in etwa zwei Jahren. Das Verfahren wird transparent gestaltet, und bereits Mitte des kommenden Jahres starten wir eine entsprechende Ausschreibung. Uns ist bewusst, dass der SSC noch einige Unsicherheiten mit sich bringt und sich weiterentwickeln muss. Daher setzen wir den Dialog fort, führen die konstruktiven Gespräche weiter und halten alle Diskussionsräume offen. Der Code ist ein Vorhaben, das eines iterativen Vorgehens bedarf und sich über Jahrzehnte erstrecken wird - aber es ist unser gemeinsames Projekt. Jeder von uns hat die Möglichkeit, sich mit seinen Erfahrungen aktiv einzubringen und an der Weiterentwicklung und Implementierung des Codes mitzuwirken. Darauf freue ich mich! 

(Quelle: DOSB)

Kritischer Geist mit hoher Frustrationstoleranz

Die Antwort auf die Bitte um ein Interview kommt prompt, und sie lässt tief blicken. Zwischen 6.00 und 7.20 Uhr am nächsten Morgen sei ein ungestörtes Telefonat gut einzurichten, lässt Professor Martin Engelhardt wissen. Das macht zumindest eine Frage obsolet, die sich mit Blick auf die vielen Verpflichtungen gestellt hatte, die der 64-Jährige in seiner Bewerbung um die Vizepräsidentschaft im DOSB aufgelistet hatte: Wie schafft er es bloß, so viel Inhalt in so wenig Tag hineinzupressen? 

„Ich bemühe mich immer um eine gute Organisationsstruktur“, sagt Martin Engelhardt also, als man ihn am nächsten Morgen um 6.40 Uhr auf dem Mobiltelefon erreicht. Die Mitgliederversammlung des DOSB in Saarbrücken, auf der sich der Präsident der Deutschen Triathlon Union (DTU) am Samstagnachmittag hauchzart mit 236 zu 227 Stimmen gegen den bayrischen Landessportverbandspräsidenten Jörg Ammon durchgesetzt hatte, ist nicht einmal 48 Stunden her. Engelhardt sitzt in seinem Büro im Klinikum Osnabrück, wo er als Chefarzt für Orthopädie und Unfallchirurgie noch immer in Vollzeit arbeitet. Er ist bereits seit mehr als zwei Stunden auf den Beinen. 

„Ich stehe jeden Tag um 4.30 Uhr auf, bin um spätestens 6.00 Uhr in der Klinik und arbeite erst einmal alles ab, was in meinen Ehrenämtern aufgelaufen ist“, sagt er. Sechs Stunden Schlaf pro Nacht sind sein Maximum, „früher habe ich mir nur vier bis fünf gegönnt.“ Nach einer halben Stunde Vorbesprechung geht es um 8.00 Uhr in den OP-Bereich, bis mindestens 12.30 Uhr operiert er untere Extremitäten - also Knie, Sprunggelenke oder Füße -, mittwochs und freitags auch nachmittags. Die Abende gehören dann dem Sport und seinen diversen Ehrenämtern, die Wochenenden auch seiner Ehefrau Iris Reuter, die an der Universität in Gießen, wo die Familie Engelhardt lebt, als Fachärztin für Neurologie doziert. 

Als kritischer Geist im Sport bekannt

Fleiß und Beharrlichkeit sieht Martin Engelhardt als seine größten Stärken, und wer den drahtigen Ausdauerathleten besser kennt, bestätigt das. Als kritischer Geist ist er im Sport bekannt, als einer, der seine Positionen argumentativ ausreizt, dabei aber immer die Sache und nicht das eigene Fortkommen in den Vordergrund stellt. So war das auch 1987, als er zum ersten Mal in seinem Leben zur Mitgliederversammlung der DTU nach Barntrup reiste, um seinen Vereinskollegen Dr. Joachim Fischer zur Wiederwahl als Präsident vorzuschlagen. 

„Damals gab es zwei total zerstrittene Lager, die sich trotz mehrstündiger Diskussionen nicht einigen konnten. Der Vorsitzende des Verbandsgerichts sagte, entweder würde man sich auf einen Kandidaten einigen, oder man müsse ohne Präsidenten auseinandergehen“, erinnert er sich. Und weil er sich bei der Gründung des Triathlonvereins Deutscher Ärzte und Apotheker zwei Jahre zuvor ebenso tatkräftig engagiert hatte wie beim Aufbau eines Triathlon-Symposiums, das 2025 seine 40. Auflage erlebt, wählte der Verbandstag eben ihn zum Präsidenten. „Obwohl ich keine Ahnung hatte, wie man einen Verband leitet, habe ich mich der Sache angenommen“, sagt er. 

2001 trat er, nachdem die Aufnahme des Triathlonsports in das olympische Programm erreicht war, aus beruflichen Gründen von seinem Amt als DTU-Präsident zurück, zehn Jahre später, als der Verband unter schweren strukturellen und finanziellen Nöten litt, kehrte er zurück - und will auch jetzt, mit der neuen Herausforderung beim DOSB im Rucksack, in Absprache mit seinem Führungsteam weitermachen. Vorsitzender des Trägervereins der Wissenschaftsinstitute des Deutschen Sports und Herausgeber der Zeitschrift „Sportorthopädie-Sporttraumatologie“ ist er auch noch. 

Seine Bestzeit im Marathon liegt bei 2:40 Stunden

Dieses Pflichtbewusstsein hat er im Elternhaus in Hanau gelehrt bekommen. „Ich bin in einem protestantischen Haushalt groß geworden, meine Eltern haben sich immer für die Gemeinschaft engagiert. Anstand und Gerechtigkeit waren die Messlatte ihres Tuns, und das habe ich mir abgeschaut.“ Der Vater, der Grundschullehrer war, hatte sich zum Ziel gesetzt, allen Kindern seiner Klasse in seiner Freizeit am Nachmittag das Schwimmen beizubringen. Das prägte den Sohn, der seine ersten Schwimmzüge ebenfalls unter der Anleitung seines Vaters machte. Martin Engelhardt startete später für den EOSC Offenbach in der Schwimm-Bundesliga, als 18-Jähriger war er Jugendwart im hessischen Schwimmverband. 

Seine Liebe zum Triathlon lebte er als Hochleistungssportler Mitte der 80er-Jahre aus, er schaffte es immerhin bis auf EM-Level. Mitgerissen von seiner Frau, die Mitglied im Nationalkader Marathon war, steigerte er seine Bestzeit über die 42,195 Kilometer auf 2:40 Stunden. Bis heute legt er drei bis vier Ausdauereinheiten pro Woche ein, vornehmlich auf dem Rad oder auf der Laufstrecke. Nur geschwommen wird lediglich noch zum Vergnügen im Großkrotzenburger See. „Mein Pensum im Becken habe ich längst abgearbeitet“, sagt er. 

Das Pensum, das er sich nun mit der neuen Aufgabe im DOSB-Präsidium auferlegt hat, kann Martin Engelhardt, der eine Tochter (38) und drei Enkelkinder hat, noch nicht absehen. „Ich weiß ehrlich gesagt noch nicht, was auf mich zukommt. Aber ich werde erst einmal zuhören und mich dann einbringen, wenn meine Aufgaben umrissen sind“, sagt er. Seine Erfahrungen einzubringen, um Projekte wie die Bewerbung um die Ausrichtung Olympischer und Paralympischer Spiele zu unterstützen, ist ebenso Teil seines Plans wie die Ausgestaltung seiner Vision, die Menschen in Deutschland zu mehr Sporttreiben zu animieren. „Da haben wir sicht- und spürbare Defizite, die alarmierend sind. Ich möchte helfen, dem entgegenzuwirken“, sagt er. 

Engelhardt versteht sich als Teamplayer

Dass die Mitgliederversammlung ihm, dem als kritischem Geist bekannten  Weiterdenker, das Vertrauen ausgesprochen hat, wertet Martin Engelhardt als „Wertschätzung und Belohnung für meine bisherige Arbeit im Sport. Ecken und Kanten gefallen nicht allen, aber so eine Wahl ist auch eine Anerkennung für das, was wir mit dem kleinen Triathlonverband im vergangenen Jahrzehnt für den deutschen Sport geleistet haben.“ Dass das Ich immer hinter dem Wir zurücksteht, ist für ihn selbstverständlich: „Ich verstehe mich als Teamplayer und weiß ganz genau, dass ich ohne die vielen Menschen, die mich unterstützen, niemals das erreicht hätte, was wir gemeinsam geschafft haben.“ 

Ein Vizepräsident für den gesamten DOSB wolle er sein; gerade auch für diejenigen, die ihn als Kandidaten der olympischen Spitzenverbände bei der Wahl mit Argwohn betrachtet haben. „Ich war lange genug Präsident eines nicht-olympischen Fachverbands, und ich kenne aus der DTU auch die Befindlichkeiten, dass sich manche Disziplinen gegenüber anderen nicht ausreichend wertgeschätzt fühlen. Nur mit Respekt vor allen, die im deutschen Sport ihren Beitrag leisten, können wir gemeinsam weiterkommen“, sagt er. Die Nähe zur SPD, die ihm in einigen Medien zugeschrieben wurde, werde keine Rolle in seinem Wirken spielen. „Ich habe mich nie parteipolitisch engagiert. Im DTU-Präsidium sind die politischen Überzeugungen aller demokratischen Parteien vertreten. Das Ziel, die gesellschaftliche Position des Sports auf ein neues Level zu heben, können wir nur erreichen, wenn wir parteiübergreifend alle einbinden und überzeugen.“  

Martin Engelhardt hat in seiner Karriere gelernt, dass große Veränderungen Zeit benötigen und Erfolg immer eine Mischung aus Talent und harter Arbeit ist. „Man braucht Geduld und Vertrauen in andere Menschen. Wer als Triathlet mal auf Hawaii gestartet ist, der weiß, was Frustrationstoleranz bedeutet. Aber das Wichtigste ist, dass man mit Freude an die Arbeit geht, denn wenn die fehlt, geht es nicht“, sagt er. Bleibt ihm also zu wünschen, dass auch das neue Amt Freude bereitet und die Frustrationstoleranz nicht ausreizt. 

(Quelle: DOSB)

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