Sportdeutschland-News
NS-Aufarbeitung im DOSB und für den Sport
DOSB stößt kritische Aufarbeitung der NS-Vergangenheit in NOKs und DSB an
Gemeinsam mit den Sporthistoriker*innen, Dr. Jutta Braun (Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam) und Dr. Berno Bahro (Department für Sport- und Gesundheitswissenschaft der Universität Potsdam) - beide seit Langem mit der Geschichte und Vermittlung der Gesellschaftsgeschichte des Sports in Diktaturen befasst - sollen sowohl die formale NS-Belastung (NSDAP-Mitgliedschaften) sowie materielle Belastungen, die sich aus der Verstrickung in der Diktatur z. B. „Arisierungs“- oder andere Verfolgungsmaßnahmen gegen jüdische Mitbürger*innen ergeben, aufgearbeitet und 2026 in einer Monografie publiziert werden. Im Fokus stehen Persönlichkeiten, die nach 1945 leitende Funktionen im deutschen Sport innehatten, einbezogen werden hierbei die Inhaber*innen von Ämtern in Präsidien und Geschäftsstellen des DSB seit 1950, die Mitglieder des NOK für Deutschland seit 1949 sowie auch die Mitglieder des NOK der DDR seit 1951. Durch die Vereinigung der Mitglieder der beiden deutschen NOKs erfolgte am 17. November 1990 der Zusammenschluss, weshalb auch die Mitglieder des NOKs der DDR nun in die Aufarbeitung einbezogen werden.
„Mit der Aufarbeitung nimmt der DOSB seine Verantwortung wahr, sich kritisch mit seiner eigenen Geschichte im Kontext der NS-Diktatur auseinanderzusetzen. Das ist ein erster, aber enorm wichtiger Schritt“, erklärt Michaela Röhrbein, DOSB-Vorstand Sportentwicklung und ergänzt: „Gerade in Zeiten, in denen Demokratie und Gesellschaft immer wieder angegriffen werden, ist diese Verantwortungsübernahme im Sinne von ‚Nie wieder Diktatur und Faschismus!‘ besonders relevant. Es geht nicht nur um die Aufarbeitung der Vergangenheit, sondern auch um die Verantwortung, die wir für eine integre und demokratische Zukunft tragen - im Sport und in der Gesellschaft.“
80 Jahre Befreiung: „dass Auschwitz nie mehr sei!“ - Verantwortung des Sports
Überlebende kämpfen gegen das Verdrängen
Im Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau wurden mehr als eine Million Menschen ermordet. Der Name Auschwitz steht heute unter anderem symbolisch für den Völkermord an den europäischen Jüdinnen*Juden und an den Sinti*zze und Rom*nja im Zweiten Weltkrieg. Nach Befreiung des Lagers durch die Rote Armee setzten sich Überlebende dafür ein, auf dem ehemaligen Gelände eine Gedenkstätte zu errichten. Ein Umstand, der auf alle ehemaligen Orte von Konzentrationslagern zutrifft: Dass es heute so viele größere oder kleinere Gedenkstätten gibt, war keine zwangsläufige Entwicklung nach 1945, sondern ein Ergebnis jahrelanger Kämpfe von Überlebenden, ihren Angehörigen und zivilgesellschaftlichen Initiativen - oft und lange gegen staatliche und gesellschaftliche Widerstände.
Aufarbeitung - Anfänge im Sport
Auch im Sport gab es lange Zeit Widerstände, sich mit der nationalsozialistischen Vergangenheit auseinanderzusetzen. Stimmen von kritischen Historiker*innen und Journalist*innen fanden wenig Gehör, und Vereins- sowie Verbandsfunktionär*innen wurden nicht müde, auf den „unpolitischen Sport“ zu verweisen. Ein Umdenken fand erst mit der Jahrtausendwende statt. So gab beispielsweise der Deutsche Fußball-Bund 2001 eine Studie zur Aufarbeitung der Verbandsgeschichte im Nationalsozialismus in Auftrag. Der Deutsche Turnerbund und der Deutsche Alpenverein haben sich ebenso intensiv mit den eigenen, aktiven Rollen in der nationalsozialistischen Diktatur und Kontinuitäten nach 1945 auseinandergesetzt. Der DOSB hat am Montag bekannt gegeben, die NS-Vergangenheit von Persönlichkeiten in den Vorgängerorganisationen des DOSB untersuchen zu lassen. Auch viele andere Sport- und Fußballvereine haben sich mit ihrer Vergangenheit befasst.
Leerstellen in der Erinnerungsarbeit
Ein Gedenken rund um den 27. Januar ist bei vielen Proficlubs und etlichen Amateur-vereinen mittlerweile fester Bestandteil. Gleichzeitig bedeutet aktives Gedenken mehr als nur das Abdrucken dieses Textes oder das symbolische und oftmals ritualisierte Vorlesen der Namen von verfolgten Mitgliedern vor der Gedenktafel oder in der Stadiondurchsage. Es meint vielmehr eine beständige Auseinandersetzung mit Antisemitismus, Rassismus und anderen Diskriminierungsformen bis heute. Diese Leerstellen der Erinnerungsarbeit sowie Kontinuitäten rechtsextremer Gewalt brauchen noch mehr Aufmerksamkeit des Sports. Auch weil nur noch sehr vereinzelt Zeitzeug*innen von ihren Erfahrungen berichten können, liegt es an uns allen, deren Geschichten weiterzuerzählen und ihre Wünsche sowie die ihrer Angehörigen anzuhören und ernst zu nehmen.
Einsatz für Demokratie
Sport ist mehr als nur Bewegung; er ist wertebasiert und nicht gesellschaftspolitisch neutral. Der organisierte Vereins- und Verbandssport in Deutschland ist Teil der kritischen Zivilgesellschaft und damit auch Mitspieler der wehrhaften Demokratie. DOSB und dsj unterstützen aktuell dabei mit ihrer Kampagne „Hör auf deinen Sport“ und mit der Banner-Aktion des Netzwerks „Zusammen für Demokratie“.
Mira Jeanne Maack ist „Eliteschülerin des Sports 2024“
Über den Titel „Eliteschülerin des Sports 2024“ durfte sich die Para-Schwimmerin Mira Jeanne Maack (21, Berlin) freuen, die im Sommer bei den Paralympischen Spielen in Paris die Bronzemedaille über 100 m Rücken gewann.
Auf Platz zwei landete bei der diesjährigen Wahl die Biathletin Julia Tannheimer (19, Furtwangen), gefolgt von der Hochspringerin Ella Obeta (19, Nürnberg) auf Platz drei.
Zum 15. Mal zeichnete der DOSB gemeinsam mit der Sparkassen-Finanzgruppe die Eliteschüler*innen des Sports aus. Die besten drei Eliteschüler*innen der insgesamt 43 Eliteschulen des Sports (EdS) in Deutschland werden mit dem Titel und einem einmaligen Stipendium von der Sparkassen-Finanzgruppe geehrt. Platz eins erhält ein Stipendium in Höhe von 5.000 Euro. Für die Plätze zwei und drei werden jeweils 3.000 Euro vergeben.
Platz eins: Mira Jeanne Maack
Die Schülerin der Eliteschule „Schul- und Leistungssportzentrum Berlin“ gewann bei den Paralympischen Spielen in Paris im vergangenen Jahr Bronze über 100 m Rücken (S8) und stellte dabei in 1:18,36 Minuten einen neuen deutschen Rekord über die Strecke auf. Mira ist eines der Aushängeschilder der EdS in Berlin. Ehrgeiz und Disziplin zeigt sie nicht nur im sportlichen Bereich, sondern auch in der Schule. 2025 wird sie ihr Abitur ablegen und weist hier sehr gute Noten im Einser- bis Zweierbereich auf.