Sportdeutschland-News
„Das Wichtigste ist spannendes und überzeugendes Engagement“
DOSB: Worauf sollten Vereine bei ihrer Bewerbung für die Sterne des Sports besonders achten?
ULRIKE SPITZ: Das Wichtigste ist natürlich, dass es ein spannendes und überzeugendes Engagement ist, mit dem sich der Verein bei den „Sternen des Sports“ bewerben will. Schließlich werden Vereine ausgezeichnet, die mit ihrem Engagement den Menschen im Ort oder der Region ein tolles Angebot machen, im Verein oder außerhalb. Egal, ob es ein gesellschaftlich relevantes Thema ist oder ob ein Verein seine Vereinsarbeit weiterentwickelt und so vielleicht mehr Mitglieder gewinnen kann.
Welche typischen Fehler in den Bewerbungen sollte man möglichst vermeiden?
Zu schade wäre, wenn ein Verein mit einem tollen Engagement nicht ausgezeichnet werden kann, weil in seiner Bewerbung irgendetwas fehlt, wenn zum Beispiel nur zwei der drei Bewertungskriterien ausgefüllt sind. Also unbedingt genau lesen, was gefordert ist. Und das Schlimmste wäre, wenn ein Verein ein überzeugendes Angebot hat, sich aber nicht bewirbt, weil die Verantwortlichen sich nicht trauen oder vielleicht gar nicht wissen, dass man bei den Sternen des Sports nicht nur ausgezeichnet wird, sondern auch noch gutes Geld für die Vereinsarbeit gewinnen kann.
Was macht für dich eine besonders starke Bewerbung aus?
Wenn bei einer Bewerbung deutlich sichtbar wird, was der Sport für die Menschen leisten kann. Alt-Bundespräsident Joachim Gauck hat es vor einigen Jahren sehr schön auf den Punkt gebracht: „Auf den ersten Blick ist Sport ein Spiel, auf den zweiten Blick ist es Gestalten der Gesellschaft.“ Ich könnte hier unzählige Beispiele aufzählen, wie das den Vereinen durch ihre Arbeit immer wieder gelingt – die Sieger und Finalisten der vergangenen Jahre (www.sterne-des-sports.de /Rückblick) zeigen das in wunderbarer Weise auf. Ich persönlich finde es auch wichtig, dass sich Vereine bewerben, die sich zum Beispiel darum kümmern, dass ihr Verein ein sicherer Ort für alle ist, oder sich mit Zukunftsthemen wie Nachhaltigkeit intensiv beschäftigen.
„Die große Gefahr ist, dass Vereine ihre Angebote streichen müssen“
DOSB: Thomas, der Sport findet in den Ausgestaltungen zur Verwendung des Sondervermögens bislang keine Berücksichtigung. Was waren deine ersten Gedanken, als du davon hörtest?
Thomas Weikert: Das ist eine Mischung aus Unverständnis, Ärger und Enttäuschung. Zunächst einmal möchte ich unterstreichen, dass wir im DOSB sehr dankbar dafür sind, dass im Koalitionsvertrag drei unserer Kernforderungen berücksichtigt wurden. Die politische Unterstützung unserer Bewerbung um die Ausrichtung Olympischer und Paralympischer Spiele ist sehr wichtig. Die Implementierung von Christiane Schenderlein als neue Staatsministerin für Sport und Ehrenamt halten wir für einen entscheidenden Fortschritt. Und auch die angekündigte Sportmilliarde für Investitionen in die Sportinfrastruktur ist ein richtiges Signal. Aber die 500 Milliarden Euro Sondervermögen, die für infrastrukturelle Investitionen zweckgebunden sind, sollen auf die Zukunftsfähigkeit unseres Landes einzahlen. Dass der organisierte Sport dabei nicht mitgedacht werden soll, ist für mich unverständlich. Ich frage mich, warum die gesamtgesellschaftliche Bedeutung des Sports an einigen Stellen anscheinend noch immer nicht gesehen oder verstanden wird.
Eine Erklärung dafür lautete, dass die Sportmilliarde Unterstützung genug biete. Warum ist das zu kurz gedacht?
Wir wissen ja noch nicht einmal, ob diese Milliarde pro Jahr fließen oder auf die gesamte Legislaturperiode von vier Jahren aufgeteilt werden soll. Aber angesichts eines Investitionsstaus im Bereich der Sportstätten-Infrastruktur, der mindestens 31 Milliarden Euro beträgt, ist selbst eine Milliarde im Jahr nicht ausreichend. Ich wünsche mir, dass an den entscheidenden politischen Stellen auf unsere Expertise vertraut wird. Wir haben, auch über unsere Landessportbünde, den besten Kontakt in unsere Mitgliedsverbände und -vereine. Wir wissen um die Probleme und können die notwendigen Investitionen am besten steuern.
Du hast den Investitionsstau angesprochen. Wie zeigt sich dieser konkret in den Sportstätten?
In vielen Kommunen sind die Mängel so gravierend, dass Angebote teilweise oder ganz gestrichen werden müssen. In 62 Prozent der Kommunen ist der Investitionsrückstand bei Schwimmbädern gravierend. Dabei geht es nicht nur um die Bäder an sich, sondern auch um die Umkleiden oder die Gebäude. Wenn ich dann Zahlen lese, dass mehr als 50 Prozent der Grundschüler nicht sicher schwimmen können, steigt bei mir die Sorge, dass der Investitionsstau in letzter Konsequenz dazu führt, dass mehr Menschen in Deutschland ertrinken. Das mag drastisch klingen, umso wichtiger ist es, dass wir gegensteuern. Was Sporthallen oder -plätze angeht, hat wohl jeder sein eigenes Bild davon vor Augen, wie es mancherorts aussieht. Da bröckelt der Putz von den Wänden, in den Umkleiden werden Bänke herausgerissen oder nur zwei von zehn Duschen funktionieren, Toiletten sind oft in schlechtem Zustand. Da ist viele Jahre zu wenig passiert, weil die Politik es teilweise nicht für notwendig befunden hat, die erforderlichen Investitionen zu tätigen. Diese Gleichgültigkeit und die finanziellen Zwänge der Kommunen, gepaart mit manchmal zu wenig Mut und Durchsetzungsstärke, sind ein Problem und fallen uns jetzt auf die Füße.
Was würde passieren, wenn es zeitnah nicht gelingt, den Investitionsstau abzubauen?
Die große Gefahr, die wir sehen, ist die, dass viele Vereine ihre Angebote reduzieren oder komplett streichen müssen, wenn sie ihre Anlagen nicht modernisieren können. Im aktuellen Sportentwicklungsbericht geben 19 Prozent der Vereine an, dass sie wegen maroder Anlage vor großen oder sehr großen Problemen stehen, für 4,5 Prozent sind diese Probleme sogar existenzbedrohend. Davor dürfen wir nicht die Augen verschließen, sondern müssen handeln. Vereine brauchen Verlässlichkeit, um insbesondere dem Nachwuchs, der in zehn oder 20 Jahren die Basis für die Leistungskader bildet, entsprechend optimale Trainingsbedingungen bieten zu können. Aber auch der Breitensport braucht diese Bedingungen. Investitionen in die Infrastruktur sind auch deshalb so wichtig, weil sie für jedes Mitglied sichtbar Veränderungen bewirken, die an der Basis ankommen. Wer sieht, dass in seinen Verein investiert wird, treibt nicht nur gern Sport, sondern wird auch motiviert, sich zu engagieren. Deshalb werbe ich nachdrücklich darum, einen Teil des Sondervermögens in den Sport zu investieren.
Das Sportabzeichen macht bundesweit in fünf Städten Station
In diesem Jahr macht die Tour in fünf Städten Halt und lädt tausende Menschen mit und ohne Behinderung jeden Alters ein, ihre sportlichen Fähigkeiten unter Beweis zu stellen.
Sportliche Höhepunkte in fünf Bundesländern
Gemeinsam mit den gastgebenden Kommunen, den jeweiligen Landessportbünden und der Sparkassen-Finanzgruppe als nationalem Förderer schafft der DOSB auch 2025 wieder einzigartige Erlebnistage für Sportler*innen, Schulklassen, Vereine, Betriebe und alle Interessierten. Im Mittelpunkt stehen die vier Gruppen des Deutschen Sportabzeichens: Ausdauer, Kraft, Schnelligkeit und Koordination. Neben dem sportlichen Wettkampf sorgen vielfältige Mitmachaktionen, Informationsstände und ein buntes Rahmenprogramm für ein sportliches Gemeinschaftserlebnis. Die Sportabzeichen-Botschafter*innen - darunter Para-Skirennfahrer Gerd Schönfelder oder die ehemalige deutsche Kunstturnerin und dreifache Olympiateilnehmerin Elisabeth Seitz - der Sparkassen Finanzgruppe begleiten, geben Tipps und feuern zu persönlichen Höchstleistungen an.